100 Schweizer Franken werden immer 100 Schweizer Franken sein, doch ob man morgen für diese noch dasselbe bekommt wie heute, ist ein Gedanke, der aktuell viele beschäftigt. Corona, der Fachkräftemangel, unterbrochene Lieferketten und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine machen der Wirtschaft zu schaffen. Im Supermarkt findet sich nicht immer die gewohnte Auswahl vor und bei dem ein oder anderen Produkt gilt es lange Wartezeiten in Kauf zu nehmen. Die Nachfrage ist plötzlich grösser als das Angebot und ein Begriff ist in aller Munde – die Inflation. Was es damit auf sich hat & warum die Inflation nicht immer ein ungebetener Gast ist in der Wirtschaft, haben wir für Sie zusammengefasst.
Inflation Definition
Die Inflation ist ein wirtschaftliches Phänomen, bei der es zur Entwertung von Geld und Steigerung des allgemeinen Preisniveaus kommt. Eine Inflation entsteht, wenn es zu einem Ungleichgewicht zwischen der produzierenden und konsumierenden Seite beziehungsweise Angebot und Nachfrage kommt. Dies kann unterschiedliche Gründe haben. Geben Produzenten zum Beispiel Preissteigerungen aus der Vorkette (z. B. Rohstoff- oder Produktionskosten) an Kunden weiter, bezahlen diese nun mehr, für die gleiche Leistung. Das Geld verliert seinen Wert und die Kaufkraft sinkt. Damit von einer Inflation die Rede ist, muss diese Preissteigerung über einen längeren Zeitraum hinweg anhalten. Die Stärke der Inflation wird mithilfe der sogenannten Inflationsrate beziehungsweise dem Verbraucherpreisindex angegeben.
Landesindex der Konsumentenpreise (LIK)
Die Teuerung, beziehungsweise die Inflation in der Schweiz, wird mithilfe des Landesindex der Konsumentenpreise, kurz LIK, ermittelt. Dabei wird von einem imaginären Warenkorb ausgegangen, dessen Inhalt auf den durchschnittlichen Konsumverhalten der Schweizer Privathaushalte basiert. Die Veränderung des Preises dieses Warenkorbs gibt Auskunft über die Teuerung in der schweizerischen Volkswirtschaft. Da jeder Haushalt eine individuelle Ausgabenstruktur hat, betrifft die Teuerung nicht alle im gleichen Ausmaß. Das Bundesamt für Statistik (BFS) stellt einen Rechner zur individuellen Berechnung der Teuerung zur Verfügung. So kann die Teuerung eines persönlichen Haushalts festgestellt und mit der offiziellen Teuerung verglichen werden. Für die Indexierung von vertraglich fixierten Beiträgen empfiehlt das Schweizer Bundesamt für Statistik den LIK-Teuerungsrechner.
Folgen einer Inflation
Die Folge einer Inflation ist, dass weniger gekauft werden kann. Dies bedeutet wiederum, dass die Nachfrage sinkt. Sinkt die Nachfrage, müssen Unternehmen zum Beispiel Preise anheben, um kostendeckend zu produzieren, Produktionsbereiche einstellen, die nicht mehr lukrativ sind, Mitarbeiter entlassen, Investitionen reduzieren etc. Ein Teufelskreis setzt sich in Bewegung.
Nutzen der Inflation
Während eine Inflation tendenziell negativ konnotiert ist, ist sie in geringem Ausmass und einem kontrollierten Setting volkswirtschaftlich durchaus wünschenswert. Dabei wird zwischen einer gesunden und einer kritischen Inflationsrate unterschieden. Mittelfristig streben Banken dabei eine gesunde Inflationsrate von 2 % an. Die Aufgabe der Zentralbank oder auch Notenbank eines Währungsraums ist es, eine gewisse Preisstabilität und somit Währungsstabilität sicherzustellen. In der Schweiz wird diese Aufgabe der Schweizer Nationalbank (SNB) zuteil. Im Euroraum ist die Europäische Zentralbank (EZB) dafür zuständig.
Arten der Inflation
Inflationen ist nicht gleich Inflation. Sie unterscheiden sich anhand ihrer Erkennbarkeit, Geschwindigkeit und Ursache.
Erkennbarkeit
Es kann unterschieden werden, inwieweit die Inflation für ein Wirtschaftssubjekt erkennbar ist.
- offene Inflation – die Preissteigerung ist an den Preisschildern ablesbar
- verdeckte Inflation – Preise bleiben gleich, Packungsgrösse und/ oder Qualität werden angepasst
Geschwindigkeit
Nicht jede Inflation läuft gleich schnell ab.
- Schleichende Inflation – die Inflationsrate liegt über einen längeren Zeitraum unter 5 % pro Jahr
- Trabende Inflation – die Inflationsrate liegt zwischen 5 – 20 %
- Galoppierende Inflation – die Inflationsrate liegt zwischen 20 – 100 %
- Hyperinflation – die Inflationsrate liegt über 100 %
Ursache
Die Inflation kann auch nach Ihrem Auslöser unterschieden werden:
- Angebotsinflation – Die Angebotsinflation kann wiederum in Kosten- und Gewinninflation unterschieden werden. Bei der Kosteninflation geben Unternehmen Kosten, die sich aus der Vorkette ergeben (z. B. Rohstoffpreise, Tariferhöhungen) an die Kunden weiter, wodurch die Preise steigen. Bei einer Gewinninflation nutzen Unternehmen Ihre Monopolstellung aus und erhöhen die Preise aufgrund fehlenden Wettbewerbs. Die Teuerung geht in dieser Variante von den Unternehmen aus.
- Nachfrageinflation – Bei der Nachfrageinflation übersteigt die Nachfrage die Produktionskapazität. Auch hier kann erneut differenziert werden zwischen der Konsuminflation (Privathaushalte), Investitionsinflation (Unternehmen), Staatsnachfrageinflation und importierter Inflation. Diese weiteren Differenzierungen unterscheiden somit, wo die Nachfrage entsteht.
- Geldmengeninflation – Nimmt die Geldmenge überdurchschnittlich zu im Vergleich zum gesamtwirtschaftlichen Angebot, steigt das Preisniveau und es kommt zur Geldmengeninflation.
- Importierte Inflation – Bei einer importierten Inflation kann zwischen einer kosteninduzierten und einer geldmengeninduzierten Form unterschieden werden. Eine geldmengeninduzierte Inflation wird entweder durch einen Exportüberschuss oder durch sogenannte Kapitalimporte verursacht. In beiden Fällen werden die Geldmengen im Inland in einem Grad erhöht, der das verfügbare Angebot übersteigt. Bei einer kosteninduzierten importierten Inflation wird eine im Ausland stattfindende Inflation importiert. Herrscht in einem Land Inflation, steigen die Preise dort. Werden nun Rohstoffe aus diesem Land importiert, müssen die dort vorherrschenden hohen Preise bezahlt werden. Diese Mehrkosten, die ein importierendes Unternehmen zu bezahlen hat, werden dann wiederum an die Konsumenten weitergegeben.
Profiteure einer Inflation
Gibt es Gewinner einer Inflation, so sind es die Schuldner. Denn mit der Geldentwertung sinkt auch der Wert der Forderungen. Übersteigt die Inflationsrate jene des Zinses, zu dem Geld verliehen wurde, verkleinern sich die Schulden und verschwinden in einigen Fällen sogar vollständig. Der Staat als grosser Schuldner zählt somit in gewisser Weise zu den Hauptprofiteuren einer Inflation. Auch Banken zählen zu den Gewinnern – denn sie leihen sich Geld zu niedrigen Zinsen und geben dieses teuer weiter. Generell leiden auch jene weniger unter der Inflation – die über liquide Mittel verfügen, auf die sie nicht akut angewiesen sind und die sie rechtzeitig inflationsgeschützt anlegen können. Dies betrifft jedoch tendenziell eher wohlhabendere Bevölkerungsschichten. Wer in Sachgüter beziehungsweise in Immobilien oder Aktien investiert, ist relativ gut geschützt vor einer Inflation. Im aktuellen Klima kann der Wert eines Occasion-Autos (Gebrauchtwagen) sogar nach 5 Jahren Gebrauch noch den Kaufwert widerspiegeln. Dies ist unter anderem auf Lieferengpässe zurückzuführen.
Verlierer einer Inflation
Zu den Verlierern einer Inflation zählen zum Beispiel Gläubiger und Bezieher eines festen Einkommens. Da dieses Einkommen nicht oder erst mit Verspätung an die Inflationsrate angepasst wird. Allgemein gelten auch jene als Verlierer, die es verpassen, sich auf eine Inflation vorzubereiten, beziehungsweise die nicht über die dafür nötigen liquiden Mittel verfügen. Wer gerade so in der Lage ist, die Kosten des täglichen Lebens zu decken (die, bei einer Inflation zudem stetig steigen), macht sich keine Gedanken über die Investition in beispielsweise Sachgüter.
Stagnation, Rezession & Stagflation
Das Wort Stagflation setzt sich aus den Begriffen Stagnation und Inflation zusammen. Bei einer Stagnation tritt die Wirtschaft auf der Stelle – das heisst, das Wachstum verlangsamt sich oder ist gleichbleibend. Die Folge davon ist eine Reduktion der Produktivität und eine Steigerung der Arbeitslosigkeit. Eine Stagnation ist ein Hinweis auf ein Abflauen der Wirtschaft. Überschreitet dieses Schrumpfen der Wirtschaft die Sechs-Monats-Marke, wird dies als Rezession bezeichnet (Rückgang der Wirtschaftsleistung). Treten Inflation und Stagnation parallel auf, ist von einer Stagflation die Rede. Das Ausmass des Wirtschaftswachstums ist somit geringer als jenes der Inflation, was zu einem Sinken der sogenannten realen inflationsbereinigten Wirtschaftsleistung führt. Die Inflation frisst das Wirtschaftswachstum auf. Als Beispiel für dieses wirtschaftliche Phänomen wird häufig die Nachwirkung des Ölpreisschocks in den 1970er-Jahren genannt. Das Wirtschaftswachstum konnte die aufgrund des wachsenden Ölpreises steigende Inflation damals nicht mehr ausgleichen, was eine hohe Arbeitslosenrate zur Folge hatte.