Cookie Consent by TermsFeed

Automatischer Informationsaustausch (AIA) – das Ende der Steuerhinterziehung?

10. November 2017

    Das Ende des Bankgeheimnisses für ausländische Bankkunden ist Tatsache. Mit Hilfe des neuen globalen Standards für den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten (AIA) soll die grenzüberschreitende Steuerhinterziehung verhindert werden. Nebst der Schweiz haben sich über 100 Staaten, darunter alle wichtigen Finanzzentren, zur Übernahme des AIA-Standards bekannt. Seit 2017 erhebt die Schweiz Kontodaten. Der Datenaustausch wird erstmals ab 2018 erfolgen. Bis anhin lieferte die Schweiz anderen Staaten Informationen nur auf deren Ersuchen hin.

    Gesetzliche Grundlagen: Um den AIA-Standard einführen zu können, hat die Bundesversammlung 2015 das multilaterale Übereinkommen über die gegenseitige Amtshilfe in Steuersachen sowie die multilaterale Vereinbarung der zuständigen Behörden über den automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten (MCAA) zusammen mit dem Bundesgesetz über den internationalen automatischen Informationsaustausch in Steuersachen (AIAG) verabschiedet. Die Verordnung und die Ausführungsbestimmungen wurden 2016 vom Bundesrat verabschiedet. Damit wurden die rechtlichen Grundlagen für den AIA geschaffen, die per 01.01.2017 in Kraft getreten sind.

    Die rechtliche Umsetzung: Es sind zwei Vorgehensweisen für die rechtliche Umsetzung des AIA vorgesehen. Die Umsetzung des AIA kann mit einem bilateralen Staatsvertrag erfolgen oder auf Grundlage des MCAA. Das MCAA basiert auf dem Übereinkommen von OECD und Europarat über die gegenseitige Amtshilfe in Steuersachen. Es sieht vor, dass der AIA zwischen den Unterzeichnerstaaten bilateral aktiviert wird. Die Schweiz und die EU haben 2015 ein Abkommen zur Einführung des AIA unterzeichnet. Dabei handelt es sich um ein bilaterales Abkommen.

    Was sind Finanzinformationen? Der AIA-Standard sieht vor, dass Banken und Versicherungsgesellschaften Finanzinformationen ihrer Kunden sammeln, sofern diese Kunden im Ausland ansässig sind. Diese Informationen umfassen:

    Kontonummer Name, Adresse, Geburtsdatum Steueridentifikationsnummer Betrag von Zinsen und Dividenden Einnahmen aus Versicherungsverträgen Saldi der Konten Erlöse aus der Veräusserung von Finanzvermögen Diese Informationen werden von der Bank an die Eidg. Steuerverwaltung (ESTV) übermittelt. Die ESTV leitet die Daten an die zuständige Steuerbehörde im Ausland weiter. Der Standard betrifft natürliche und juristische Personen. Der automatische Informationsaustausch betrifft «nur» Finanzkonten. Daten bezüglich ausländischen Immobilien, werden keine ausgetauscht. Es ist aber nicht auszuschliessen, dass die Steuerbehörden über die erhaltenen Finanzdaten von einer im Ausland gelegenen Immobilie Kenntnis erhält.

    Die ESTV wird die aus dem Ausland eingehenden Finanzinformationen an die zuständigen kantonalen Veranlagungsbehörden weiterleiten.

    Welches sind AIA-Partnerstaaten? Die Schweiz hat bisher mit 51 Partnerstaaten sowie der EU mit ihren 28 Mitgliedstaaten den AIA vereinbart.

    Zu den EU-Mitgliedstaaten zählen beispielsweise folgende Länder:

    Deutschland Österreich Portugal Italien Griechenland Frankreich Holland Vereinigtes Königreich Die folgenden Länder sind einige Beispiele von AIA-Partnerstaaten:

    Argentinien Australien Brasilien China Japan Kanada Mexiko Monaco Russland Saudi-Arabien Indien Wie steht es um die Vertraulichkeit und die Datensicherheit der von der Schweiz ins Ausland gelieferten Daten? In Zusammenhang mit dem Datenaustausch waren Bedenken laut geworden bezüglich Rechtsstaatlichkeit und Datensicherheit einiger Vertragsstaaten wie zum Beispiel China, Brasilien oder Russland.

    Die Partnerstaaten sind verpflichtet, die Vertraulichkeit und Sicherheit der erhaltenen Daten zu gewährleisten. Mit dem strengen Prüfungsmechanismus des Global Forum über Transparenz und Informationsaustausch für Steuerzwecke kann überprüft werden, ob der AIA unter angemessenen Bedingungen erfolgt. Das Eidg. Finanzdepartement nimmt selbst eingehende Prüfungen vor. Stellt sich nachträglich heraus, dass ein Staat seine Verpflichtungen nicht einhält, kann die Schweiz den AIA mit dem betroffenen Staat aussetzen.

    Vor dem ersten Datenaustausch will der Bundesrat einen Lagebericht erstellen. Dabei will er prüfen, ob die Partnerstaaten die Anforderungen tatsächlich erfüllen. Diesen Bericht will der Bundesrat den zuständigen Parlamentskommissionen zur Kenntnis unterbreiten. Dieses Vorgehen bezeichnet der Bundesrat als «Schutzklausel».

    Hat der AIA Einfluss auf die straflose Selbstanzeige? Mit dem Institut der straflosen Selbstanzeige will der Gesetzgeber Steuerpflichtige, die nicht alle steuerbaren Einkommens- oder Vermögenswerte deklariert haben, motivieren, diese Erträge oder Vermögenswerte nachträglich zu melden und zu versteuern. Wenn alle erforderlichen Bedingungen erfüllt sind, wird die Steuerbehörde von einer Strafverfolgung absehen. Eine der Voraussetzungen für die Straffreiheit ist, dass der Steuerbehörde die Werte bisher nicht bekannt sein durften.

    Die ESTV und danach die kantonalen Steuerbehörden werden voraussichtlich ab Mitte April 2018 (auf Basis der Daten 2017) die ersten Daten aus dem Ausland erhalten und diese so erhaltenen Informationen als bekannt betrachten.

    Steuerpflichtige, die von der straflosen Selbstanzeige profitieren wollen, sollten ihren Antrag baldmöglichst bei der Kantonalen Steuerbehörde stellen. Wir unterstützen Sie gerne bei der Ausarbeitung dieser Eingabe.

    foto by pexels.com

    Weitere empfohlene Beiträge
    Quellensteuer-Revision 2021

    Ausgangslage Am 15. Dezember 2016 hat das Parlament das Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens verabschiedet. Im April 2018 wurde die Quellensteuerverordnung publiziert. Am 12. Juni 2019 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV das Kreisschreiben Nr. 45 zur Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern publiziert. Seit dem 1.1.2021 ist die Revision der Quellensteuern in Kraft. […]

    30. Januar 2021
    ...
    Unternehmenssteuern: Der Schweiz droht schon wieder massiver Ärger an der Steuerfront

    (Unlauterer) Steuerwettbewerb Die seit längerem anhaltende öffentliche Kritik, dass sich vor allem Digitalkonzerne vor Steuerzahlungen drücken können, zeigt Wirkung. Die OECD plant ein globales Modell zur Besteuerung der Digitalwirtschaft. Laut der Europäischen Kommission werden die Gewinne von Web-Giganten in mehreren europäischen Ländern mit Gewinnsteuersätzen von unter 10 % besteuert, während andere Unternehmen durchschnittlich mit Gewinnsteuersätzen […]

    22. Juli 2019
    ...
    Ab 2019 sind Lotto- und Toto-Gewinne bis 1 Million Franken steuerfrei

    In der Volksabstimmung vom 10.06.2018 hatte sich das Volk für das neue Geldspielgesetz entschieden. Die neuen gesetzlichen Bestimmungen sind am 01.01.2019 in Kraft getreten. Das neue Geldspielgesetz ersetzt das Spielbankengesetz aus dem Jahre 1998 und das Lotteriegesetz aus dem Jahre 1923. Das neue Gesetz setzt den Verfassungsartikel über Geldspiele um, den Volk und Stände 2012 […]

    20. Februar 2019
    ...
    Die deutsche Wegzugsbesteuerung ist gefallen!

    Zieht ein Unternehmer von Deutschland in die Schweiz, fiel bisher in Deutschland auf dem Wertzuwachs seiner Firmenbeteiligungen eine Wegzugsbesteuerung an. Laut dem Europäischen Gerichtshof verstösst dies aber gegen das Personenfreizügigkeitsabkommen Schweiz – EU. Die Schweiz müht sich zurzeit mit der Frage ab, was vom vorgeschlagenen Rahmenabkommen mit der EU zu halten ist. Für die versprochene […]

    28. März 2019
    ...
    Weitere empfohlene Beiträge
    Unternehmenssteuern: Der Schweiz droht schon wieder massiver Ärger an der Steuerfront

    (Unlauterer) Steuerwettbewerb Die seit längerem anhaltende öffentliche Kritik, dass sich vor allem Digitalkonzerne vor Steuerzahlungen drücken können, zeigt Wirkung. Die OECD plant ein globales Modell zur Besteuerung der Digitalwirtschaft. Laut der Europäischen Kommission werden die Gewinne von Web-Giganten in mehreren europäischen Ländern mit Gewinnsteuersätzen von unter 10 % besteuert, während andere Unternehmen durchschnittlich mit Gewinnsteuersätzen […]

    22. Juli 2019
    ...
    Die Steuervorlage 17 nimmt die erste große Hürde!

    Zusammenfassung: Der Ständerat hat beschlossen, die Steuervorlage 17 mit der AHV-Sanierung zu verknüpfen. Dieses Vorgehen soll der Unternehmenssteuerreform zum Durchbruch verhelfen. Der Finanzminister Ueli Maurer sprach von einem «kleinen Kunstwerk des politischen Kompromisses». Die Vorlage geht im Herbst in den Nationalrat. Ausgangslage: Am 12.02.2017 hat das Volk die Unternehmenssteuerreform III mit 59.1% Nein-Stimmen abgelehnt. Damit […]

    8. Juni 2018
    ...
    Quellensteuer-Revision 2021

    Ausgangslage Am 15. Dezember 2016 hat das Parlament das Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens verabschiedet. Im April 2018 wurde die Quellensteuerverordnung publiziert. Am 12. Juni 2019 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV das Kreisschreiben Nr. 45 zur Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern publiziert. Seit dem 1.1.2021 ist die Revision der Quellensteuern in Kraft. […]

    30. Januar 2021
    ...
    Weitere empfohlene Beiträge
    Quellensteuer-Revision 2021

    Ausgangslage Am 15. Dezember 2016 hat das Parlament das Bundesgesetz über die Revision der Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens verabschiedet. Im April 2018 wurde die Quellensteuerverordnung publiziert. Am 12. Juni 2019 hat die Eidgenössische Steuerverwaltung ESTV das Kreisschreiben Nr. 45 zur Quellenbesteuerung des Erwerbseinkommens von Arbeitnehmern publiziert. Seit dem 1.1.2021 ist die Revision der Quellensteuern in Kraft. […]

    30. Januar 2021
    ...
    Bundesgesetz über die Steuervorlage 17: Update

    Der Deal mit Steuerreform und AHV kommt in den Schlussabstimmungen ohne Überraschungen durch. Nationalrat und Ständerat haben in den Schlussabstimmungen der Herbstsession keine Überraschungen produziert und dem Geschäft zugestimmt. Der Ständerat sagte Ja mit 39 zu 4 Stimmen, der Nationalrat sagte Ja mit 112 zu 67 Stimmen. Allerdings ist die Wahrscheinlichkeit gross, dass es zu […]

    8. November 2018
    ...
    Sie haben Fragen?