Wie wäre es wohl, wenn man morgen mehr für sein Geld bekommt als gestern. Dank der Inflation in der Schweiz und ihren täglich steigenden Preisen klingt dies wie eine märchenhafte Utopie. Sinkende Preise sind aus der Sicht der Volkswirtschaft jedoch weder Utopie – noch sind sie märchenhaft. Schrumpfen Preise nicht deshalb, weil technologischer Fortschritt Einsparungen ermöglicht oder weil Prozesse effizienter ablaufen, wird dieses wirtschaftliche Phänomen als Deflation bezeichnet. Und die Deflation ist keineswegs ein Grund zur Freude.
Deflation Definition
Bei der Deflation handelt es sich um das Pendant zur Inflation – einem Wirtschaftsphänomen, bei dem es zur andauernden Preissteigerung kommt. Das Geld verliert somit seine Kaufkraft. Im Gegenteil zur Inflation steigt bei einer Deflation die Kaufkraft des Geldes. Während sich dies zunächst wie ein Grund zur Freude anhört, ist die Deflation ebenso unerwünscht wie eine unkontrollierte Inflation. Als Deflation werden Preisrückgänge nur dann bezeichnet, wenn diese zu Arbeitslosigkeit und nachlassender Wirtschaftsleistung führen. Eine Deflation macht es einer Volkswirtschaft unmöglich zu wachsen.
Arten & Ursachen der Deflation
Es treten zwei Formen von Deflation auf, die Geldmengendeflation und die Preisdeflation.
- Geldmengendeflation – Bei der Geldmengendeflation ist weniger Geld im Wirtschaftskreislauf, was zu einer langfristigen Senkung der Warenpreise führt.
- Preisdeflation – Bei der Preisdeflation wird der Prozess durch Preissenkungen in Gang gesetzt. Grundsätzlich entsteht die Deflation aus dem Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage. Als Ursache für dieses Ungleichgewicht können vier Gründe unterschieden werden.
Wirtschaftliche Gründe
Wirtschaftliche Gründe für eine Deflation können Sparmaßnahmen, negative Zukunftserwartungen und die Instabilität am Arbeitsmarkt sein. Sparmaßnahmen können dabei sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen betreffen. All diese Gründe sind eng miteinander verknüpft. Negative Prognosen für die Zukunft können zum Beispiel bedeuten, dass das Produktionsvolumen gesenkt wird und es daher zu Entlassungen kommt. Dies bringt nicht nur einen Lohnausfall für Privathaushalte mit sich, sondern auch eine Reduktion der Gewinne für das Unternehmen. All diese Gründe sorgen dafür, dass Käufe und Investitionen temporär ausgesetzt und auf einen unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft verschoben werden.
Lohndeflation
Eine Lohndeflation liegt vor, wenn Unternehmen aufgrund einer zurückgehenden Nachfrage und somit sinkenden Umsätzen, die Löhne von Mitarbeitern kürzen oder diese in der Folge kündigen müssen. Verbraucher haben somit weniger Geld zur Verfügung, das sie ausgeben können. Eine Abwärtsspirale entsteht.
Kreditdeflation
Steigt der Wert des Geldes, steigen auch die Schulden und infolgedessen die Wahrscheinlichkeit einer Überschuldung. In der Konsequenz vergeben Banken weniger Kredite und führen so zu einer weiteren Verringerung der Geldmengen. Dadurch wird der Deflationsprozess beschleunigt.
Politische Gründe
Zu den politischen Ursachen für eine Deflation zählen das Erhöhen des Leitzinses und die Reduktion der Staatsausgaben. Auch hier ist die Folge, dass die Nachfrage sinkt, beziehungsweise, dass weniger Geld investiert wird.
Folgen einer Deflation
Ähnlich wie die Inflation mündet auch die Deflation in einem Teufelskreis. Die Nachfrage sinkt, Gewinne sinken, Mitarbeiter erhalten weniger Lohn oder werden gekündigt. Eine erhöhte Arbeitslosenrate hat wiederum den weiteren Rückgang der Nachfrage zur Folge, wodurch auch Steuern sinken und Staaten weniger Geld zur Verfügung haben. Wird hier nicht gegengesteuert, wird aus der Deflation eine Depression und somit zu einer harten Wirtschaftskrise.
Reflation: Gegenstrategie zur Deflation
Um den Worst Case einer Depression zu vermeiden, gilt es wirtschaftspolitische Gegenmaßnahmen einzuleiten, sobald sich eine Deflation anbahnt.
Die Reflation ist die finanzpolitische Gegenstrategie zur Deflation. Das Ziel ist es, das Preisniveau, das im Falle einer Deflation nicht mehr kostendeckend ist, wieder anzuheben. Zudem sollen auch andere wirtschaftspolitische Ziele wie zum Beispiel die Preisstabilität, ein ausgeglichener Staatshaushalt und die Unterbrechung einer anhaltenden Deflationsspirale erreicht werden. Bei der Reflation kommt es zu einem Zusammenspiel aus einer expansiven Geld- und Fiskalpolitik.
Im Gegensatz zur Strategie bei einer Inflation senkt die Schweizer Nationalbank bei einer Deflation die Zinsen. So können mehr Kredite aufgenommen und monetäre Mittel in Umlauf gebracht werden. Im Weiteren wird die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen durch das in Umlauf gebrachte Geld angekurbelt. Dank der vermehrten Nachfrage lässt der Abwärtsdruck auf Preise nach und Unternehmen können diese wieder auf ein gewinnbringendes Niveau anheben. So kann die Preisstabilität wieder hergestellt werden. Bei einer Deflation können kostenintensive Bauprojekte sinnvoll sein. Diese wirken hohen Arbeitslosenraten entgegen, was wiederum eine Steigerung des Nachfragevolumens bedingt. Nimmt die Nachfrage zu, steigen auch die Einnahmen des Staats durch Steuern. Abhängig vom Zustand des Staats kann es auch Sinn ergeben, Steuern zu senken, um Unternehmen und Privathaushalte noch weiter zu entlasten.
Eine letzte Möglichkeit zur Bekämpfung der Deflation ist die Devisenkontrolle. Dadurch kann der Staat sicherstellen, dass Devisen (Fremdwährung) gegen inländische Währung getauscht werden. So wird die Geldmenge erhöht, die sich im Umlauf befindet.
Inflation vs. Deflation
Stellt sich die Frage, was schlimmer ist, eine Inflation oder eine Deflation, ist die Antwort immer davon abhängig vom Betrachter. Beide Phänomene bringen erhebliche Probleme für die Wirtschaft mit sich. Bei einer Inflation gehen Schuldner als Gewinner hervor, während jene, welches ihr Geld nicht inflationssicher angelegt haben (z. B. Gold als Inflationsschutz) oder die von Preissteigerungen besonders betroffen sind, als Verlierer gelten. Bei der Deflation gelten, wenn auch nur kurzfristig, Konsumenten als Gewinner, da sie Wirtschaftsgüter und Dienstleistungen zu geringeren Preisen erwerben können. Aus volkswirtschaftlicher Sicht gilt die Deflation als größeres Problem, während die Inflation bis zu einem gewissen Maß (2-Prozent-Marke) durchaus erwünscht ist. Die Wertminderung von Geld im Rahmen der Inflation regt den Kauf an, wodurch die Wirtschaft floriert. Im Gegensatz sorgt eine Deflation dafür, dass Investitionen und Nachfrage sinken, was ein Erliegen der Wirtschaft zur Folge hat.